Blitz und Döner

Mi, 18. Juli 18

Auf dem Weg raus aus Istanbul.

Schon morgens als wir losfuhren war der Himmel bedeckt, bei der Überquerung der symbolischen Kontinentgrenze fielen einige Tropfen und kurz darauf wurden wir kurz und erfrischend geduscht. Keine Panik auf der Titanic, der blaue Himmel war ja nicht weit weg.

Kaum biegen wir von der Küstenstrasse ab ist Schluss mit lustig und die hüglige Realität des Istanbuler Hinterlands vermag unsere T-Shirts ebenso effektiv zu durchnässen wie die kurzen Regenschauer am Morgen. Vom Bosporus weg geht’s erstmal rauf, die Häuser dünnen aus und wir halten Ausschau für einen gemütlichen Platz fürs Zmittag. Das kostenpflichtige Picknick-Gelände verschmähen wir (um es kurz darauf zu bereuen, da wir gegen unseren ersten ProTip verstossen haben) doch o Glück, eine Imbissbude steht bei schönster Aussicht auf der ersten Passhöhe. Plastikschemel mit eher simplem Gemüt laden im lauschigen Schatten fröhlich farbiger Sonnenschirme zum Verweilen ein, das einzige erhältliche Menü ist sprachunabhängig als Farbfoto auf die Wand gedruckt – Köfte (Köfte eignet sich nicht ganz so schön wie Döner für die Überschrift, es sei mir diese Trickserei verziehen).

Schon als wir etwas zögernd auf der anderen Strassenseite stehen winken uns die zwei Köche; Cay? Tee wird wohl nicht reichen für unseren Kalorienbedarf, daher zweimal das Menü bestellt und es gibt Hacktätschli mit Brot, geschnittenen rohen Zwiebeln, Tomaten und gebratene Chilis, dazu Fanta aus der Büchse. Über der Stadt hinter uns türmen sich Gewitterwolken und als wir fertig sind beginnts zu regnen. Keine Panik auf der Titanic, noch sind die Sonnenschirme dicht. Etwas später regnets windbedingt horizontal und die Schirme flattern im Wind. Auch zucken die Blitze plötzlich sehr nahe vom tiefhängenden Himmel runter, es kracht ganz schön anständig dazu. Nach dem dritten Angebot quetschen wir uns dann doch in das Imbiss-Häuschen rein.

Wärend draussen die Sintflut startet und die Blitze rund um uns in die Hügelkuppe brätschen wirds drinnen gemütlich warm, gebraten wird natürlich über einem Holzgrill und der ist noch in Betrieb. Plötzlich drängt sich auch noch ein durchnässter und ängstlicher streunender Hund zwischen uns und die beiden Köche lassen auch ihn rein obwohl es jetzt langsam eng wird.

Das Gewitter bleibt hängen, und es gibt keine gemeinsame Sprache. Wir klären mit dem Offline-Google-Übersetzer Name, Berufe, Wohnorte, natürlich unsere Reisepläne und dann auch noch mit Fotos ergänzt die Familienangehörigen. Dazu gibt es Cay.

Drei Stunden später lässt der Regen nach und wir machen uns nach einem Erinnerungsfoto auf den Weg. Die Türken haben uns ein weiteres Mal von ihrer Gastfreundschaft überzeugt, man muss hier wirklich nichts fürchten.

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