Die Velo-Gang

Oman – Anfang Februar

Dass wir zu zweit radeln und reisen können, wissen wir nun. Dies gestaltet sich manchmal mehr und manchmal weniger harmonisch, funktioniert aber insgesamt ganz gut. Auch mit Romans Vater sind wir ganz gäbig unterwegs gewesen. Aber wie radelt es sich eigentlich in einer Gruppe mit «Fremden»?

Die meisten Velöler, die wir bisher getroffen haben, haben uns erzählt, dass sie sich ab und zu mit anderen Radlern zusammenschliessen. Und da in dieser Jahreszeit die eine Hälfte der Langzeitvelöler in Tiflis überwintert und die andere den Oman unsicher macht, war es unvermeidbar, dass wir hier unten im Süden auf ein paar andere Strampler treffen würden.

Nachdem wir lange Zeit keine anderen Velotouristen getroffen haben, lernen wir im Dezember in Yazd Javier aus Belgien kennen. Mit ihm radeln wir von Yazd nach Shiraz und merken, dass gemeinsam unterwegs sein fägt. Wenn man denn ähnliche Vorstellungen des Tagesablaufes hat. Oder auch einfach ein bisschen flexibel ist. In Shiraz verlässt uns Javier aber wieder und reist per Bus nach Bandar Abbas und weiter nach Dubai. Er erwartet Besuch dort. Ebenfalls in Shiraz lernen wir Koen kennen. Er kommt aus Holland und ist bald drei Jahre unterwegs. Und da velölen im Iran alleine als Frau nicht so lustig ist, schliesst sich ihm Valentina aus Italien an um nach Bandar Abbas zu gelangen. Die beiden verlassen aber Shiraz einen Tag, nachdem wir angekommen sind.

Von da an haben wir immer wieder Kontakt mit Javier, Koen und Valentina. Der Versuch Silvester gemeinsam auf Qeshm zu verbringen scheitert leider, da unsere SIM-Karte nicht mehr funktioniert. Wir sind zwar alle (ausser Javier) auf Qeshm zum Jahreswechsel, jedoch nicht am gleichen Ort. Als wir in Dubai ankommen, ist Javier schon losgezogen richtung Oman. Koen und Valentina allerdings treffen wir wieder. Und Koen schliesst sich uns kurzerhand an, als auch wir in den Oman radeln.

Zu unserer grossen Freude wartet Javier in Muscat auf uns und so sind wir nun zu viert unterwegs. Und das klappt erstaunlich gut. Wir fahren der Küste entlang etwas südwärts, um dann im Landesinneren wieder zürückzufahren. Wir zelten am Strand, kochen gemeinsam, gehen schwimmen in Wadis, essen (zu) scharfes Essen in kleinen indischen Imbissbuden und fallen immer wieder völlig überhitzt vor kleinen Läden von unseren Velos und kippen literweise kalte Getränke runter.

Genau das tun wir auch eines nachmittags in einem kleinen Dorf. Vor dem Laden steht ein bepacktes Velo und ich beginne insgeheim etwas zu hoffen, dass da vielleicht eine Frau unterwegs ist und sich uns anschliessen möchte. Ich hätte nichts gegen eine zweite Frau in der Gruppe. Natürlich ist der Besitzer des Velos aber ein Mann. Stefan aus Deutschland. Auch gut. Er fährt mit uns weiter und als wir beschliessen, unsere Zelte aufzustellen, macht auch er mit. Stefan ist eher ruhig und redet nicht allzu viel. Das passt ganz gut, gibt es doch in unserer Velo-Gang schon das eine oder andere relativ grosse Maul.

Sind wir nun also zu fünft. Und ich bin immer wieder erstaunt, wie gut das funktioniert. Entscheidungen werden relativ schnell getroffen und Zickereien gibt es keine. Dafür wird umso mehr gelacht. Das Niveau ist nicht immer das allerhöchste und das viele Testosteron führt immer wieder zu dem, was im Fachjargon glaub ich «lockerroom talk» genannt wird. Aber mir wird immer versichert, dass es noch viel schlimmer wäre, wenn gar keine Frau dabei wäre. Ich fühle mich auf jeden Fall wohl in dieser Gruppe und geniesse dieses völlig unkomplizierte gemeinsame Reisen.

Leider verlässt uns Stefan nach zwei Tagen in Sur bereits wieder. Er will in die Berge, wir wollen noch etwas länger der Küste entlang. Da warens nur noch vier. Nach einer weiteren Woche zweigt auch Javier ab. Er geht zurück nach Muscat und will dann nach Indien weiterfliegen. Und so sind wir nun halt nur noch drei. Wir wollen nach Abu Dhabi um dort das Visum für Turkmenistan zu organisieren. Koen fährt noch eine Weile mit uns mit, wird dann aber direkt zurück nach Dubai fahren um – wie wir – die Fähre zurück in den Iran zu nehmen.

Und so löst sich unsere Velo- Gang wieder auf und alle gehen ihres Weges. Wir werden aber sicher in Kontakt bleiben und weiter verfolgen, wen es wohin verschlägt. Und wenn alles klappt wie vorgesehen, wartet Mitte März im Iran die nächste Velo-Gang auf uns. Mein Vater, meine Schwester und ihr Partner wollen einen Monat lang mit uns mitfahren. Wir wissen jetzt: Zusammen reisen fägt! Wir freuen uns.

Wer auch wissen möchte, wo unsere Mitvelöler gerade sind, dem seien folgende Instagramprofile empfohlen:

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