Kroatien – Anfang Juni
Kurzzusammenfassung
Sommerferien bei 30°C im Schatten, am wunderschön klaren und türkisfarbigen Meer. Dazu Karstgebirge, Wasserfälle und Wälder im Landesinnern und überall viele andere Touristen mit Wohnmobilen. Kroatien ist das Sommerferienland! Wir sind jetzt einen Monat in Kroatien unterwegs und haben neben der schönen Adriaküste auch das bergige Landesinnere besucht. Dabei haben uns während zwei Wochen Aline & Christoph begleitet.
Wetter
Mehrheitlich sehr sonnig bei 25 bis 30°C tagsüber und tropischen Nächten. Vereinzelt gibt’s am Abend oder in der Nacht Gewitter. Die Regentage sind an einer Hand abzuzählen.
Strassenverhältnisse
Die Jadranska Magistrala ist die schöne Küstenstrasse am Ostufer der Adria. Eine normale Hauptstrasse mit mässig viel Verkehr, gut zu befahren und mit wunderschöner Aussicht. Fast kein Verkehr gibt’s auf den vielen Inseln, welche man mit Autofähren erreicht. Von Velowegen weiss hier niemand etwas – mit einer Ausnahme: die Verbindung zwischen der Küste und Mostar in Herzegovina (selbstverständlich ein EU-Projekt…).
Übernachtungsmöglichkeit
es gibt tausende Campings in allen Grössen und Preisklassen, wobei man die kleinen und günstigen Stellplätze etwas suchen muss. Auch Zimmer oder Wohnungen gibt es fast überall, und natürlich lässt sich das Zelt auch irgendwo zwischen den offiziellen Stellplätzen aufstellen.
Essen
ganz viel Fleisch, Fisch und anderes Meergetier: Cevapcici, Thunfisch, Muscheln, Lamm und das alles auch als Pasta oder Risotto. Optimal zum velölen ist Burek in all seinen Varianten (Fleisch, Käse, Spinat, Härdöpfel) und in den Bäckereien gibt’s von Baklava über Kuchen bis Güetzi alles was süss und mastig ist. Vegetariern fällt die Auswahl etwas einfacher; ausser Spaghetti mit Tomatensauce oder Pizza mit Gemüse gibt’s nicht viel.
Sehenswürdigkeiten
Plitvicer Seen, Altstadt von Split, Mostar (Bosnien&Herzegovina) und Dubrovnik
Top
das schöne Meer, das schöne Wetter und der Ausflug nach Mostar in Bosnien&Herzegovina
Flop
Verkehr (vor allem Busse) und das grosse Touristenaufkommen an den bekannten Sehenswürdigkeiten.
grösste Angst
immer noch der Bär
Insel Cres – Die Bienenautobahn
Der Fahrplan der Fähre und die Distanz zum nächsten Campingplatz sind für die aktuelle Uhrzeit nicht optimal aufeinander abgestimmt. Wir sind mit flatterndem Haar von der Küstenstrasse oben am Hang in die Bucht herunter gebraust. Dort wollen wir auf die Fähre um so zu unserem ersten kroatischen Inselerlebnis zu gelangen. Es ist in verschiedenen Hinsichten ein auf-und-ab. Es fährt gerade keine Fähre und wir nutzen die Zeit um neben dem Badeverbot ins Meer zu springen und uns die Überreste der letzten schweisstreibenden Bergfahrt abzuspülen. Die Zwangspause ist sehr willkommen, doch wird es damit wohl zu spät um auf der Insel noch bis zum Camping zu gelangen. Also schnell den Wasservorrat fürs Wildzelten überprüfen, dann kommt die Fähre.
Unsere erste kroatische Insel ist Cres. Im Prinzip ein karger Bergrücken, spärlich bewachsen und eher steinig. Die Strasse verläuft oben auf dem Bergrücken, wir sind unten am Meer. Wir kurbeln uns auf den ersten Pass hoch, der Blick neben die Strasse zeigt uns viele viele Steine, verteilt auf einem sehr unebenen und steinigen Abhang. Das eignet sich nicht so gut zum zelten, darum schauen wir lieber in die Ferne übers Meer.
Es gibt diesen bestimmten Zeitpunkt auf der Suche nach einem Nachtlager. Vor diesem Zeitpunkt gibt es noch viele Optionen und Möglichkeiten, man ist wählerisch und fährt halt noch etwas weiter. Nach diesem Zeitpunkt sieht man dann die anderen Optionen nicht mehr sehr gut weil es langsam dunkel wird, man ist hungrig und der Optimismus verfliegt. Wir fahren noch etwas weiter, noch etwas näher an diesen Zeitpunkt ran.
Auf dem zweiten Pass dann endlich eine Möglichkeit, es gibt Fahrspuren von der Strasse weg, es wird etwas flacher. Wir schieben die Velos aus dem Sichtfeld der Strasse und es beginnt die Suche nach dem perfekten Stellplatz. Das gestaltet sich auf einem felsigen Boden als etwas schwierig, der Kalk ist scharfkantig und spitzig. Wo es etwas Gras hat stechen uns die Disteln ins Fussgelenk. Es hat viele Schaffe und einige ringförmige Mauern, die Aussicht auf die Nachbarinsel und das Festland in der untergehenden Sonne ist ganz hübsch. Hinter der Mauer kann man einige gestapelte Kästen sehen und das sollte uns eigentlich interessieren, aber das ist ja hinter der Mauer und die Aussicht auf der anderen Seite ist schöner.
Am nächsten Morgen hören wir ein konstantes Summen. Wie war das nochmal mit den Kästen hinter der Mauer? Das sind wohl ein paar Bienenkästen. Bienen gehen früher schlafen als wir. Aber sie stehen anscheinend auch früher auf als wir. Wir öffnen das Zelt und schauen raus. Anflugschneise trifft es am besten. Anflugschneise im Bereich des Endanflugs. Wir ziehen die Köpfe ein. Die Bienen haben Rückenwind und ziehen im Tiefflug über unser Zelt hinweg. Da müssen wohl einige Kästen stehen denn man kann wirklich eine Bienenflugstrasse erkennen.
Zum Glück konnten wir vor unserer Abfahrt noch eine Notfallspritze gegen allergische Reaktionen bei Bienenstichen für Martina organisieren. Wir erinnern uns an die ausführlichen Erklärungen zum Thema «notfallmässiger Luftröhrenschnitt mit Hilfe eines Kugelschreibers» von unserem medizinischen Fachpersonal zu Hause. Während Roman den Kugelschreiber hervorgrüblet geht Martina hinter einem Busch in Deckung.
Wir erledigen unsere allmorgendliche Routine etwas schneller als sonst und in gebückter Haltung, denn niemand will beim Zusammenpacken den Kopf in den Wolken haben. Ein Sprint mit geladenen Velos und einer Höhenbegrenzung auf etwas mehr als einen Meter ab Boden rundet unser Morgenprogramm ab.
Besuch von daheim
Schon in Italien hat sich abgezeichnet dass uns Aline und Christoph uns für zwei Wochen in Kroatien besuchen kommen und wir nochmal zu viert unterwegs sind. Sie waren schonmal mit den Velos in Kroatien und daher die absoluten Ferienprofis für diese Strecke. Wir wollen nur von den Besten lernen und haben sie daher schon sehnlichst erwartet. Nach einigen Planungsmarathons über Videochat hat sich eine Variante herausgeschält welche sich zur An- und Rückreise mit Schiff und Zug eignen. So konnten wir die beiden Ende Mai in Split am Fährenhafen in die Arme schliessen um dann gemeinsam bis Dubrovnik zu radeln wo sie gestern am Abend spät wieder mit der Fähre in See stachen.
Aus vier Erwartungen an Veloferien eine Schnittmenge zu bilden ist nicht ganz einfach und trotzdem haben wir einen super Mix aus Hochleistungssport, Ausschlafen, gut und viel Essen, umeplegere und kultureller Horizonterweiterung hinbekommen.
Zurück bleibt ein grosser Sack voll mit Ovo in unterschiedlichster Form, neue Kleider, Ersatzteile für den Kocher, Zahnbürstli, Linsenmittel und weitere 10 Meter Rebschnur. Mit dabei war auch ein weiteres Vollmacht-Formular der Post, welches jetzt wieder auf dem Rückweg in die Schweiz ist. Mersi 1000 habt ihr für uns Materiallieferanten, Dokumentekurier und Reiseleiter für Kroatien gespielt!