Iran – Anfang Januar
Die letzten Stunden im Iran ziehen sich unendlich dahin, uns wird zum Abschied nochmals ein sensationelles Bouquet an administrativer Effizienz geboten. Die Überfahrt vom Iran nach Dubai bereitet uns so einen sanften Übergang in eine absolut gegensätzliche, neue Welt. Wir haben zum Glück sehr, sehr viel Zeit, um uns darauf vorzubereiten.In den letzten Tagen haben wir auf der unglaublich staubigen Insel Hormuz unsere komplette Ausrüstung mit rotem, staubfeinem Sand eingepudert. Die feuchte Meeresluft bietet dafür einen guten Haftgrund auf jeder Fläche. Die Velokette knirscht fröhlich, die Linsen kratzen in den Augen und auf der gesamten Insel gibt es nirgends natürliches Süsswasser.
Wir versuchen uns so gut wie möglich über die vor uns liegende Passage vom Iran in die Vereingten Arabischen Emirate zu informieren. So weit wir wissen, gibt es eine Fährverbindung, weiter wissen wir von anderen Velölern, dass es scheinbar zwei Gesellschaften gibt. Das eine lokale Reisebüro versichert uns, dass nur mittwochs und samstags eine Fähre fährt. Es ist Sonntag, und wir wollten eigentlich am Montag übersetzen. Dienstag passt uns aber auch. Und das sollte gemäss einem Blogeintrag aus den letzten Wochen möglich sein. Also riskieren wir es und stürzen uns in die Ungewissheit. Wir sind ja immer noch im Iran, alles ist möglich und es findet sich immer eine Lösung.
Tickets
Es ist 9 Uhr, wir sind in Bandar Abbas, haben bereits eine kurze Schiffspassage von Hormuz her hierhin hinter uns. Weiter gehts, zehn Minuten durch die Stadt radeln zu einer GPS-Koordinate aus dem Internet. Dort soll es Tickets geben. Wir haben Glück und es gibt tatsächlich ein Reisebüro dort. Eine junge Frau begrüsst mich am Schalter, schnell wechsle ich auf Minimum-Englisch und mit Hilfe einer weiteren Frau (die anscheinend über die Fähre Bescheid weiss) komme ich zum Schluss: es gibt eine Fährverbindung und zwar heute. Es gibt Tickets und man kann sie hier kaufen. Das Schiff fährt um sechs Uhr abends, wir sollen um zwei Uhr am Hafen einchecken. Null Problemo, es ist noch nicht mal zehn Uhr, alle Beteiligten können sich entspannen. Den Ticketpreis können wir weder mit Karte noch mit Dollar bezahlen, also muss ich noch Geld wechseln. Wo? Wait here! Friend help. Sehr gut. Kurz darauf kommt ein Mann vorbei: «Dollar exchange?» «Ja, gerne.» «Come!» Wir gehen raus und zu den Velos. Kurz herrschen verschiedene Missverständnisse, ich denke er will hier Geld wechseln, er denkt ich will Velo fahren. Dann verstehe ich: Ich soll ihm folgen und er startet sein Motorrad. Ich starte mein Velo aber das ist irgendwie nicht in seinem Sinne. Also bleibt wohl nur die Option, dass ich zu ihm aufs Motorrad steige. Yes yes! You come! Na dann… mehr als zwei Monate haben wir den Verkehr hier erfolgreich ohne Unfälle gemeistert und uns stündlich über die wahnsinnigen Manöver der Motorradfahrer aufgeregt. Kaum habe ich ein Bein über den Sattel geschwungen gehts los, über den Randstein, direkt radial stechen wir in einen dreispurigen Kreisel. Scheint plausibel für die nächste Ausfahrt bis in die Mitte und wieder raus alle Spuren zu überqueren. Ich erinnere mich an die Roller-Beifahrer-Einführung vor langer, langer Zeit mit meinem Vater, da war ich selbst noch fast zu klein um auf den Roller zu kommen. Das wichtigste ist, mit dem Fahrer in die Kurve zu liegen. Ich lege mich supermotiviert in jede gewünschte Richtung, um unsere Überlebenschance zu erhöhen. Zum Glück verringert sich die Zeit auf der Strasse dank dem überhöhten Tempo. Aus mir unerklärlichen Gründen legen wir etwa 30 Prozent der Strecke auf dem gegenüberliegenden Trottoir zurück, wahrscheinlich ist meinem Fahrer die Herausforderung auf der Strasse zu klein und er fährt gerne Fussgänger-Slalom.
Eine Viertelstunde später bin ich zurück beim Reisebüro, lebendig und um eine schöne Erfahrung und acht Millionen Rial reicher, mein Fahrer verabschiedet sich. Die Reisebüromitarbeiterin ist hocherfreut mich wiederzusehen, vielleicht sind auch schon Touristen im Strassenverkehr abhanden gekommen bevor sie die Tickets erstanden haben. Aus einer etwas unübersichtlichen Tabelle wähle ich eine Überfahrt mit Bett aus, schliesslich dauert die Überfahrt eine Nacht und der Unterschied vom Sitz zum Bett beträgt bescheidene drei Franken. Was ist mit den Velos? No Problem! Diese Antwort gefällt mir. Tickets fürs Velo? No Problem! Aber es gibt kein Ticket fürs Velo. Wir werden sehen. Nachdem mir die Verkäuferin das Ticket gebucht und übergeben hat, gesteht sie mir, dass ich ein sehr netter Kunde sei und ob sie meine Telefonnummer haben kann. Aber natürlich! Martina schaut schon skeptisch zur Tür rein, aber ihr sind die Velos dann doch wichtiger als flirtende Iranerinnen.
Wartehalle 1
Ein paar Kilometer weiter biegen wir gegen elf Uhr ins Hafengelände ein, am Passenger-Terminal stehen viele Leute rum aber der Schalter unserer Fährgesellschaft ist unbesetzt. Wir sind auch viel zu früh, offiziell gehts ja um zwei Uhr los. Vier Stunden fürs Boarding scheint uns ausreichend, wir verziehen uns in ein Imbiss für ein gesundes Fastfood-Zmittag vor der Überfahrt. Gegen ein Uhr sind wir zurück am Hafen. In der Halle gibt es einige Türen und Wartebereiche, wir platzieren unsere Velos prominent und warten. Der Typ am Schalter erklärt mir dass es um vier Uhr los geht, dort drüben bei der Gepäckröntgenmaschine. Na dann, setzen, warten. Ein anderer Typ erklärt mir eine halbe Stunde später es gehe um zwei Uhr los. «Dort drüben» ist etwas unpräzis aber da stehen schon ein paar Gepäckwagen mit Koffern und Kisten, also reihen wir unsere Velos in die Schlange ein und demontieren alle Saccoschen, stopfen diese in unsere Tragtaschen und all unsere Wertsachen in die Rücksäcke. Dabei werden wir von der gesamten Wartehalle interessiert beobachtet, alles Iraner.
Es treffen immer mehr Leute ein, Familien mit unendlich viel Gepäck, es stapeln sich Bananenkisten meterhoch auf den Gepäckwagen, und es wird gnadenlos nach vorne gedrängt. Die Leute bringen Fässer und Gläser mit eingemachtem Gemüse und Joghurt, vielleicht als Snack auf der Fähre oder für die Verwandten in den Emiraten.
Gepäckaufgabe
Irgendwann nach drei Uhr stellt ein Angestellter ungefragt unsere Velos aus der Schlange, zwei Sekunden später hat sich ein weiterer Gepäckwagen in die Lücke gedrängt. Vielleicht sollten wir uns jetzt mal zu unserem Gepäck gesellen anstatt rumzulümmeln. Martina ist nach eineinhalb Stunden Sitzen und Warten bereits unendlich müde. Kurz darauf kommt Bewegung in die Menge, irgendwo ging eine Türe auf. Wider Erwarten muss das Gepäck nicht in den Scanner, alle werfen sich panisch in Richtung der nun offenen Türe in den nächsten Wartesaal. Gnadenlos preschen die überladenen Gepäckwagen nach vorne. Wir haben das nicht so ganz durchdacht, zwei unendlich schwere Taschen und zwei Velos müssen in einer Menschenlawine verschoben werden. Ich schnappe mir einen Gepäckewagen der komischerweise rumsteht und Martina rammt ihn nach iranischer Art der vor uns stehenden Familie in die Kniekehlen. Ich versuche die zwei aus der Reihe entfernten Velos wieder in die Reihe zu kriegen. Das Menschengedränge wälzt sich zu der Gepäckaufgabe. Wie am Flughafen wird gegen das Ticket das Gepäck mit Klebern versehen und eingecheckt, drei Meter über ein Förderband aus der Halle gezerrt und gefühlsvoll und sorgfältig in Gitterwagen gestapelt. Wir haben schon etwa zehn Plätze in der Warteschlange an drängelnde Iraner verloren, wir gehen einfach zu wenig aggressiv vor. Ein Typ in Uniform erbarmt sich unser und dirigiert uns zum Erstklasse-Schalter, allerdings sitzt dort ein Typ für zwei Schalter und ist für die nächste Zeit damit beschäftigt, etwa zwanzig Kisten und Säcke der Warteschlage neben uns einzuchecken. Als er sich dann uns zuwendet verkündet er über unseren Pass gebeugt lauthals, die Schweiz sei ein sehr, sehr gutes Land. Und der Iran sehr sehr schlecht. Keine gute Arbeit. Er könne da nicht hin und müsse hier einen Scheissjob machen. Wir hoffen, dass niemand sonst hier englisch spricht und schämen uns, schon seit wir in die Extrareihe an vorderste Stelle verschoben wurden, vorbei an allen anderen.
Wartehalle 2
Nicht dass es auch nur im geringsten einen Unterschied macht, zu welcher Zeit man mit dem Gepäck fertig ist. Nach der Gepäckaufgabe setzen sich alle wieder in die Wartehalle, weil der Zoll geschlossen ist. In der Zwischenzeit dämmert es, es geht gegen fünf Uhr. Es rollen immer noch Gepäckstücke an, immer wieder werden Kisten am Scanner aussortiert und Leute müssen die Verpackung verkleben und verstärken weil sonst ihr ganzer Hausrat herausquillt. All die Gepäckwagen bleiben einfach neben dem Schalter stehen, mit grossem Getöse werden neue Wagen einfach weiter ins Chaos gedrückt und stehengelassen.
Zollabfertigung
Ich stehe nun seit einer halben Stunde in der Schlange vor der Zollabfertigung, drei Herren in Uniform versuchen eine Türe aufzuschliessen. Es sieht aus, als ob sie die Anlage das erste Mal in Betrieb nehmen, die Schalterbeamten traben an und starten die Computer, da funktioniert irgendwas auch nicht, eine weitere halbe Stunde verfliesst. Dann fällt den gottesfürchtigen Leuten wohl ein, dass sie Männer und Frauen trennen sollten für die Sicherheitsschleusen. Familien werden auseinandergerissen, Kinder klettern über die Abschrankungen, die Zollbeamten schieben alle Leute mehrmals hinter die rote Linie zurück. Die ersten in der Reihe dürfen antraben, alle drücken hinterher. Nochmals kommt der Beamte aus seinem Aquarium und drängt die Leute rigoros hinter die rote Linie zurück.
Aus mir unerklärlichen Gründen müssen Martina und die einzige weitere Touristin ihre Pässe beim Zollbeamten für die Männer abgeben, dort warten dürfen sie aber nicht. Der Typ stempelt unsere Pässe und gibt mir auch einen chinesischen Pass zurück. Bring to Tourist! Kein Problem, Hauptsache ich kriege die Pässe! Sicherheitskontrolle, abtasten, Handgepäck röntgen, weiter in die dritte Wartehalle. Und setzen, es ist dunkel draussen, sieben Uhr schon bald vorbei. Ein SMS unseres Reisebüros klärt uns darüber auf, dass das Schiff um sechs Uhr fährt. Top Infodienst!
Wartehalle 3
Wir essen erstmal Znacht aus unserem Essenssack, weil nichts weitergeht bis alle Passagiere durch den Zoll sind. Um acht Uhr haben wir auch das geschafft. Martina ist seit einer Stunde gemäss ihren Aussagen unendlich müde und schläft gleich hier im Sitzen ein. Die Schiffskabine ist unendlich weit entfernt, und ein weiteres Mal werden irgendwelche Anweisungen gegeben, ein Schalter wird aufgebaut, scheinbar müssen nun die Frauen und Männer wieder separat antreten fürs Boarding. Wir meiden das Chaos am Ausgang und plaudern mit der chinesischen Backpackerin, essen und warten. Irgendwann scheinen alle Frauen weg zu sein, nur noch ein Rest Männer steht rum, wir reihen uns ein. Die beiden Frauen haben das System nicht kapiert und müssen nun mit den letzten Männern durch eine weiter Ticket- und Passkontrolle. Das führt spätestens beim Besteigen des Busses vor der Wartehalle zur Verzweiflung der Verantwortlichen. Wie können nun die beiden Frauen im Männerbus zum Schiff gebracht werden, ohne dass Allah alle bestraft? Zum Glück gibt es vorne einen Sitz, Martina steigt dort ein.
Boarding
Nach einer wirren Fahrt übers Hafengelände erreichen wir etwa 500 Meter entfernt vom Wartesaal das Schiff, man darf sich an der Gangway erneut in eine Schlange stellen, Pass und Ticket werden überprüft, endlich, endlich setzen wir gegen neun Uhr unseren Fuss auf das Schiff. Wir werden auf dem untersten Parkdeck einer schwedischen Fähre auf einen roten Teppich geleitet. Wir stolpern über Schienen, in dem riesigen leeren Deck können Züge transportiert werden. Einsam stehen dort unsere beiden Velos an der Wand. Für die beschwerliche Reise vom Zugdeck in den Passagierbereich müssen alle in einen Personenlift, ein weiterer netter Mitarbeiter weist jeweils sechs Personen ein, und drückt die entsprechende Etage. Man kann sich ungefähr vorstellen wie viel Spass es macht, 200 Personen mit einem Sechspersonenlift vier Stockwerke nach oben zu schicken. Sehnsüchtig schauen wir zur auf Deutsch, Englisch und Schwedisch angeschriebenen Treppe.
Zimmerzuweisung
Das Personendeck, eine weitere Warteschlange. Martina möchte gerne Leute erwürgen, wir reihen uns ein. Wir dürfen uns der Wand entlang hinter dem Absperrband bis zu einer Kajüte begeben, nach einer weiteren halben Stunde Warten wird mir dann eine Kabine zugeordnet. Fein säuberlich und handschriftlich werden in einem grossen Buch die Namen zu verschiedenen Zimmern notiert. Wir kriegen eine Nummer und ein weiterer netter Seemann führt uns über zwei Stockwerke durchs Schiff bis zu einer Kajüte am Heck mit Fenster und privatem WC und Dusche. Wir haben die Kajüte mit acht bis 16 Personen gebucht, aber Dank unserem Touristenstatus gibt es zum gleichen Preis mehr Luxus. Die Chinesin wird kurz darauf neben uns einquartiert, obwohl sie die billigste Kategorie mit Sitz gebucht hat. Was solls, wir beziehen um halb zehn unsere Kajüte. Das Boarding mit Gepäckabgabe und Zollabfertigung hat bescheidene sieben Stunden in Anspruch genommen. Um zehn Uhr setzt sich die riesige schwedische Zug- und Autofähre mit vielleicht knapp 200 Passagieren an Bord in Bewegung. Inwiefern es sich finanziell lohnt, ein für wohl tausende Passagiere, Züge und Autos gebaute Fähre für ein paar iranische Reisende zu betreiben ist uns schleierhaft.
Ankunft
Um sieben Uhr morgens werden wir vom Steward geweckt, obwohl das Schiff erst um zehn Uhr in den Hafen neben Dubai einlaufen soll. Wahrscheinlich brauchen sie die Zeit um alle Passagiere mit dem Lift runtetr zu schicken… Wir packen also zusammen und gehen aufs Personendeck, Zmorge in der Lounge aus unserem Picknickplastiksack. Auf dem Aussichtsdeck kann man im Morgendunst die Hochhäuser von Dubai sehen. Als wir dann wirklich in den Hafen einlaufen, werden alle Frauen zu den Aufzügen gescheucht. Frauen und Kinder zuerst! Als ob das hier eine Notevakuierung wäre. Ich bleibe auf dem Aussendeck, Martina geht den Frauen hinterher nach drinnen.
Der Kapitän braucht eine Ewigkeit um mit Hilfe eines Schleppers die Riesenfähre seitwärts an den Quai zu setzen, aber als ich dann nach dem Prozedere nach drinnen gehe, sitzt dort Martina wieder in der Lounge, scheinbar ist in der letzten halben Stunde nicht viel vorwärts gegangen. Eimal mehr zweifeln wir daran, ob die Crew überhaupt weiss, wie sie vorgehen möchte. Wir stolpern also ein bisschen rum bis wir wieder separiert werden, das Spielchen mit dem Lift läuft gut, Martina ist bald weg, ich darf dann eine Viertelstunde später als einer der letzten auch noch mit dem Lift runter. An der Gangway werden alle aufgefordert, unser Handgepäck auf einen Lastwagen zu werfen. Was ich ganz sicher nicht tun werde! Glücklicherweise ist der Typ am Ausgang in eine Diskussion mit der Familie vor mir vertieft, diese sollen ihren Kinderwagen abgeben, der passe nicht in den Bus. Ich schlüpfe unauffällig vorbei und zwänge mich in den wartenden Bus. Diesmal haben sie es geschafft, Martina in den Frauenbus zu verfrachten, wir treffen uns im Warteraum vor der Zollabfertigung der Emirate wieder.
Warteraum 4
Der Schalter ist geschlossen, die Passagiere setzen sich geschlechtergetrennt in den Warteraum. Es gibt keine Ecke im ganzen Saal, der nicht von riesigen Klimaanlagen auf minus zehn Grad heruntergekühlt werden. Ich zähle in dem vielleicht 50 Quadratmeter grossen Raum etwa sieben Hochleistungsklimageräte, alle laufen. Es ist ja auch mitten im Winter, draussen bescheidene 30 Grad.
Nach einer weiteren Ewigkeit Warten erscheinen die Zollbeamten, in bodenlange, weisse Gewänder gekleidet, mit einem ebenso weissen Tuch auf dem Kopf. In einer einzigen Bewegung erheben sich alle Passagiere und rennen zum Schalter. Ich setze mich wieder hin, sie lassen sowieso niemanden raus bevor nicht alle eingereist sind. Der Typ neben mir meint, ich warte in der Schlange fürs Arbeitsvisum. Ich meine es macht keinen Unterschied, doch der Typ scheucht einen Sicherheitsbeamten auf, der pflückt darauf die Touristen raus und schiebt sie zuvorderst in die Warteschlange.
Der Herr in weiss stempelt uns ins Land, kaum hat Martina ihren Pass in der Hand, reisst sie sich das Kopftuch vom Kopf.
Gepäckkontrolle
Als schliesslich nach einer weiteren Stunde alle ihren Stempel gekriegt haben, werden erneut die Frauen zum Verlasssen des Raums aufgefordert. Nach einer weiteren Passkontrolle dürfen sie sich in der nächsten Halle auf einen riesigen Berg von Gepäckstücken stürzen um all die hundert einzelnen und verstreuten Koffer, Kisten und Joghurtgläser zusammenzusammeln. Da ich leider ein Mann bin, darf ich nicht dabei helfen. Martina steht vor der Herausforderung, unsere beiden tonnenschweren Taschen und natürlich die Velos alleine durch die Gepäckkontrolle zu bringen. In der Zwischenzeit warte ich bei klimatisierten minus zehn Grad im Warteraum.
Natürlich möchte die Dame an der Gepäckkontrolle in alle hundert Saccoschen schauen, irgendwo auf dem Röntgenbild hat sie Tabletten entdeckt. Nachdem Martina zwei grosse Taschen komplett ausgeräumt hat, erbarmt sich die Kontrolleurin und stoppt sie, als Martina beginnt unsere gesamte Kücheneinrichtung auf dem Kontrolltresen zu verteilen. Sie soll nun so schnell wie möglich alles wegräumen und den Platz freigeben.
Ich bin froh, nicht Teil der Gepäckausgabe und Kontrolle zu sein, Martina kocht immer noch, als ich eine weitere halbe Stunde später endlich auch rauskomme. Wieder einmal dank einer Touristenextrabevorzugung. Ich suche nach unserem Gepäck und Martina bis mir einige Leute zu verstehen geben, dass meine Ehefrau mit dem Gepäck schon durch sei. Niemand intressiert sich für mich oder mein Handgepäck, ich bin schnell durch und verlasse das Hafengebäude nach zwei Uhr Nachmittags um eine überhitzte Martina anzutreffen.
Nach 24 Stunden haben wir nun also die Fährpassage, die eigentlich nur die Hälfte der Zeit gedauert hat, hinter uns. Die Hälfte der Reisezeit, rund zwölf Stunden, haben wir wartend verbracht.
Vor uns liegt ein neues Land, eine neue Kultur, eine neue Sprache und viel, viel Sand. Bevor wir aber in die Wüstenwelt radeln, liegt eine noch viel grössere Herausforderung vor uns. Zwölfspurige Autobahnen führen uns zwischen Wolkenkratzern in die dekadente Stadt der Einkaufswut, willkommen in Dubai!