Griechenland – Mitte Juli
Spätestens seit wir den Balkan betreten haben, warnt uns jede Volksgruppe vor der anderen. Die Kroaten vor den Bosniaken, die Slaven vor den Albanern, die Orthodoxen vor den Muslimen, die Albaner vor den Türken, die europäischen Türken vor den asiatischen Türken und die Griechen allgemein vor allen rundherum. Angegriffen, ausgeraubt und gekidnappt hat uns bisher ….. niemand.
Umso schöner erschien uns dann unsere Begegnung mit einer älteren Dame in Griechenland. Es war heiss, wir hatten Hunger und wir waren ziemlich müde, weil wir bereits seit kurz nach 7 Uhr auf den Rädern waren. Eine Pause zum Essen und Siesta machen war mehr als angebracht. Allerdings war es wieder einmal topfeben mit Feldern so weit das Auge reicht. Und so griffen wir – einmal mehr – zum Kirchentrick. Da hat es nämlich meistens grosse, schattenspenden Bäume. Und häufig sogar richtig chicen Rasen. Wir bogen also zu einem Dörfchen ab und steuerten direkt auf die Kirche zu. Leider war sie eingezäunt und wir wollten schon ganz enttäuscht wieder gehen. Da entdeckten wir eine Frau, die die Blumen rund um die Kirche goss (ja, Wasser hat es auch fast immer bei den Kirchen!) und sie liess uns sofort herein und freute sich, dass uns unsere Reise in ihr schönes Dorf brachte. Sie sprach recht gut deutsch. Auch sie hatte ein paar Jahre ihres Lebens in Deutschland verbracht. Und während wir so plauderten, ertönte plötzlich laut und von ganz nah der Gesang eines Muezzins. Wir schauten uns etwas verwirrt an. Den hatten wir doch erst in der Türkei wieder erwartet. Die Frau erklärte uns dann, dass es in dieser Gegend recht viele Türken gebe; ist ja auch nicht so abwegig, die türkische Grenze ist nicht weit. Und dann meinte sie mit einem Strahlen im Gesicht: «Und wir leben hier ganz lieb miteinander.» So schön!